Beziehungen zwischen Dichter, Objekt und Leser

...aus..."Simplicity and Power: The Poetry of Sri Chinmoy 1971-1981"


Von Gott zu reden
Ist leicht.
Gott zu lieben
Ist schwer.
Sich Gottes Willen
Ständig hinzugeben
Ist eine höchst
Schwierige Aufgabe.


Gott ist Gott,
Weil
Er es wagt, zu glauben,
Dass ich ein weiterer Gott bin.
Gott ist Gott,
Weil
Er es wagt, zu überschreiten,
Was Er ewig ist.


Gott war, Gott ist
Und wird für immer
Die liebende Begleitung
Meines Herzens'
Emporsteigender Hoffnungen sein.


Gott weint.
Gott weint, weil ich ihn
Nicht mehr liebe.
Gott weint.
Gott weint, weil meine Unwissenheit
Mich in einen Sarg gesteckt hat.


Gott, die Mutter
Läuft geschwind zu mir,
Um meines Herzens strömende Tränen
Zu beenden.
Gott, der Vater
Kommt in grossen Schritten zu mir,
um die Lächeln meiner Seele
auszudehnen.


Der Mensch stellt Gott
Jeden Tag
Eine Frage:
"Warum ist das Leben so hart?"
Gott beantwortet die Frage
Mit Seinem Unendlichen Mitleid-Herzen.
Ach!
Die Annahme
Von Gottes Antwort-Licht
Ist in des Menschen Natur
Nicht zu finden.








Das "Lyrik-Ich" zieht uns durch seine Tiefe und seine Reichweite an. Als Leser kommen wir im Moment der Isolation mit ihm in Berührung und dennoch ist unsere Anwesenheit im traditionellen Sinne niemals direkt beim Namen genannt. Sie nimmt eher eine reflektierende Pose des Selbsteinklangs ein, die wir "überhören" durch stillschweigende Zustimmung. Die rätselhafte, lyrische Stimme ist meditativ, hervorbrechend aus einer festen Struktur aus Zeit und Umstand. Diese angenommenen Charakteristiken sind in bedeutendem Masse beeinflusst durch jene Lyrik, in der der Poet einen Freund oder etwas in der Natur anspricht, oder noch wichtiger für dieses Studium, wo er an Gott appelliert. In diesen Gedichten ist die Dramatisierung einer Emotion durch den Akt der Kommunikation umrahmt, wodurch eine innere Bewegung des Gedichtes auf etwas zu oder von etwas weg, zum Beispiel, zu einer höheren Schönheit oder weg von einer gegenwärtigen Unvollkommenheit. Genau diese Aktion der "Ich-Du" Lyrik lässt unglaubliche Möglichkeiten poetischer Haltung und Spannkraft zu. Im Falle des spirituellen Poeten ist die "Aktion" der Worte, die zwischen dem Sucher und Gott vermittelt werden, durch die alternierenden Erfahrungen von Gottes Ab- und Anwesenheit bezeichnet. Die Abwesenheit Gottes ruft Gebet-Rufe hervor. Die Nähe Gottes inspiriert zu Gott-Liedern. Gott aussen wird gesucht, Gott innen wird gefeiert; um den verlorenen Gott wird getrauert, über den gefundenen Gott wird jubiliert. Das "Lyrik-Ich" schaut dem Gott-Bewusstsein ins Auge und sein Gedicht ist das Maß der Entfernung zwischen ihnen.


Wohin, o, wohin flüchtest du
Mein Herr, meine Liebe?
Meine Suche ist mein täglich Brot,
dennoch niemals sicher.