"Lyrische" Verzweiflung

...aus..."Simplicity and Power: The Poetry of Sri Chinmoy 1971-1981"


Eines der soweit diskutierten Merkmale der Gedichte ist, dass die zentralen Gefühle von Verzweiflung unberührt bleiben von Hoffnung oder göttlichem Versprechen. Es existiert keine Brücke zwischen den Gedichten und eines höheren, spirituellen Zustandes. Verzweiflung wird registriert um der Verzweiflung willen und nicht, um sie in ein gegensetzliches Gefühl wie Liebe umzuwandeln. Innerhalb dieser ernsten Restriktionen, die dem Poeten durch Einseitigkeit in der Annäherung auferlegt sind, wartet die Herausforderung, tiefer und tiefer in das Gefühl zu sinken, um das "schreckliche Kristall"[22], das Extrem der Verzweiflung, zu berühren:


STRUGGLE'S GLOOM

With a blank sorrow, heavy I am now grown;
Like things eternal, changeless stands my woe.
In vain I try to overcome my foe.
0 Lord of Love! Make me more dead than stone.

Thy Grace of silent Smile I never feel;
The forger of evil stamps my nights and days.
His call my sleepless body ever obeys.
My heart I annihilate and try to heal.

The dumb earth-waste now burns a hell to my soul.
I fail to fight with its stupendous doom,
My breath is a slave of that unending gloom.
For Light I pine, but find a tenebrous goal.

Smoke-clouds cover my face of Spirit's fire;
Naked I move in night's ignorance deep and dire.[23]


Sri Chinmoy präsentierte Verzweiflung als eine Stimmung leisen, unaussprechlichen Schmerzes. Wie auch immer, in diesem überwältigenden, genauen Bild, in dem ein nackter Mensch schlaflos zwischen Hölle und raucherfüllter Nacht umherirrt, wird der Schmerz schneidend und unerträglich. Der Poet beschreibt eine Landschaft aus Kummer, die all die traditionellen Attribute von Höllennacht, Hölle, Feuer und Rauch aufweisen. Unter dem überwältigenden Einfluss dieser rücklaufenden Kräfte wird er zu einem von Dantes' Einwohnern, schlaflos höllenwandernd durch die Nacht in tiefem Stumpfsinn, unfähig, es besser zu tun, unfähig, vom Ausagieren zurückzutreten, ein Sklave von beidem beraubt – Wille und Würde. Für ihn wäre es besser, tot zu sein, als diesen "Stempel" des Teuflischen zu spüren.

In seiner Definition über spirituelle Desolation stellt St. Ignatius Loyola einen Kommentar zum Spielfeld der Verzweiflung zur Verfügung:

Ich nenne Desolation...sowie Dunkelheit und Unruhe der Seele eine Anziehung von niederen und erdlichen Objekten, die Unruhe, Aufruhr und Versuchungen, zu Befangenheit werden lassen, ohne Hoffnung und ohne Liebe, wenn die Seele sich selbst als träg, lau, traurig und getrennt vom Schöpfer und Herrn empfindet.[24]

Vom Gesichtspunkt des spirituellen Poeten aus gesehen lässt sich Verzweiflung als Reaktion auf die verlorene Gegenwart Gottes begreifen. Schmerz füllt die Lücke, die Gott zurückgelassen hat. Diese Erkenntnis treibt Hopkins dazu auszurufen:


No worst, there is none. Pitched past pitch of grief,
More pangs will, schooled at forepangs, wilder wring.
Comforter, where, where is your comforting?[25]




Anmerkungen:
[22]Richard Watson Dixon's description of the temper of Gerard Manley Hopkins'
verse in David A. Downes, Gerard Manley Hopkins: A Study of His Ignatian Spirit
(New York: Bookman Associates, 1959), pp.121-122.
[23]My Flute, p.12.
[24]Q. by Dowries, p.134.
[25]The Poems of Gerard Manley Hopkins, W.H. Gardner and N.H. MacKenzie,
eds. (London: Oxford University Press, 1970), Poem no. 65, p. 100.