Die Umwandlung "Dunkler Lyrik" bei Sri Chinmoy

...aus..."Simplicity and Power: The Poetry of Sri Chinmoy 1971-1981"


Wenden wir uns Sri Chinmoys Gedichten zu, finden wir heraus, dass sich der Schmerz, der sich durch die Trennung von Gott manifestiert, möglicherweise "dunkle Lyrik" genannt wird. Der Verlust von Gott und seine dazugehörenden Emotionen wie Trauer und Verzweiflung, fallen in einige verschiedene Gliederungen. Wie auch in christlicher, mystischer Theologie, ist Sri Chinmoy der Ansicht, dass Dunkelheit mit ihren dominanten Metaphern wie Nacht und Wüste, spirituelle Trockenheit sowie den Zustand der Leere beinhalten kann, in der sich die Seele Gott zuwendet. Die vorherige Aussage verrät den Kummer oder die unerfüllte und rastlose Seele vor der Dämmerung spiritueller Strebsamkeit; letztere reflektiert den intensiven Schmerz, der aus der brennenden Strebsamkeit, Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen und frei und vertraut mit ihm zu kommunizieren. In diesen Worten kann der direkte Ausdruck von Leiden und Pein den Weg zu Hoffnung und Glaube ebnen und somit die Worte in ein Loblied oder in Ekstase verwandeln.


Unter den Gedichten des Erstauftrages sind viele, welche die Gemütsbewegungen bitterer Frustration einfangen, die oft die Kluft zwischen Wunsch und Strebsamkeit hervorheben, aber nicht direkt mit spiritueller Sehnsucht verbunden sind. Im berühmten "Zwischen Nichts und Ewigkeit", zum Beispiel, projiziert Sri Chinmoy den Zustand von jemandem, der mit sich selbst und der Welt nicht in Harmonie lebt, ziellos umherirrt und sich der Ursache seines "Weltkummers" nicht bewusst zu sein scheint.


BETWEEN NOTHINGNESS AND ETERNITY (aus "My Flute")


Barren of events,
Rich in pretensions
My earthly life.



Obscurity
My real name.

Wholly unto myself
I exist.

I wrap no soul
In my embrace.

No mentor worthy
Of my calibre
Have I.

I am all alone
Between failure
And frustration.

I am the red thread
Between
Nothingness
And Eternity.


Die kurzen, stechenden Sätze, der ständig sinkende Tonfall am Ende eines jeden, in gedrückte Stimmung steil abfallend, vereint mit der Unterdrückung jeglichen Bindegliedes zwischen ihnen, widerspiegeln die Leere und Desolation des Sprechenden. Nichts in dem Gedicht empfiehlt eine Vorwärtsbewegung, einen Fluss, ein Versprechen. Obwohl der Poet diesen grammatikalischen Elementen des Gedichtes nicht erlaubt, völlig zu leiden oder zu kollabieren, erhalten wir den unmissverständlichen Eindruck, dass das Gedicht nur mit grossem Aufwand zu einer allgemeingültigen Aussage gelangt, so stark sind die Kräfte, dass sie den Sprechenden zu einer letztendlichen Auflösung und Abgleiten des Bewusstseins zieht. Zusammengefasst stehen diese sieben Aussagen für ein mechanisches Sich-Aussprechen der Psyche, ein Reagieren auf unausgesprochene Standardfragen betreffend Namen, Verwandtschaft und Adresse. Die Antworten offenbaren das Selbst allein - namenlos, lieblos. Es ist ein Zustand, der durch unerwartete Gegensätze charakterisiert wird, wie "Leer von Ereignissen/hohen Ansprüchen" und durch Paradoxe – "Unklarheit/Mein wahrer Name." Die Welt des Sprechenden ist völlig selbstbezogen. Er spürt eine Leere, einen sichtbaren, blutroten Faden in einem sonst leeren Raum. In der Vorstellung verbindet ein Faden etwas mit etwas anderem. Stoff wird aus einem Faden gewebt. Hier überbrückt der Faden das Nichts mit der Ewigkeit, aber es gibt keine Projektion des Teppichs, gleichzeitig bestehend mit der Spanne der Ewigkeit. Wie eine Vene ist der feingliederige Faden suspendiert.