Musik und Lyrik

...aus..."Simplicity and Power: The Poetry of Sri Chinmoy 1971-1981"


Seit frühestem Anbeginn ist Lyrik in ihrem Wesen eng mit Musik verbunden. Das Wort selbst, stammend aus dem Griechischen "lyra", bedeutet musikalisches Instrument und verrät einiges über seine Geschichte als Transportmittel für des Menschen spontanen, melodiösen Ausdruck. Heutzutage wird Lyrik selten als musikalische Begleitung komponiert, jedoch trägt sie immer noch viele Eigenschaften eines Liedes in der Form ihrer Präsentation, ihrer Länge und Weite in sich. Im modernen Geltungsbereich weist die Bezeichnung "Lyrik" streng auf Gedichte, in denen der Redner eine einzelne, individuelle Stimme, eine bestimmte Emotion oder einen Moment einfängt. Der Rahmen des Bezuges ist persönlich, die Skala der Zeit notwendigerweise episodisch und die Hauptcharakteristik des Inhaltes ist ihre unvermischte Qualität. Die Lyrik bezieht sich auf einen Moment, abstrakt vom Fluss der Zeit und den Dimensionen sozialer Wirklichkeit, allein gesehen und nur unterstützt durch eine innere Wirklichkeit, in einem Licht, dass zeitlos und mystisch zugleich ist. Sollte dieser eine Moment untersucht werden im Zusammenhang mit dem Leben eines Menschen, wahrgenommen als Frucht tausender, subtiler Einflüsse und als Verbindungsglied zu zahllosen und zukünftigen Ereignissen, hätten wir es zwangsläufig mit einem epischen Genre zu tun. Aber das Hauptaugenmerk in der Lyrik liegt nicht im Spiel zwischen Vorder- und Hintergrund, der geschichtsgebundene Zusammenhang eines individuellen Lebens. Der lyrische Poet singt uns von der Gegenwart, nicht von der Gegenwart der Persönlichkeit, einem sozialen Phänomen, sondern von der Gegenwart einer Befindlichkeit. Und durch Untersuchung der Essenz dieser Befindlichkeit, hinterlässt er seine eigene, ausgeprägte Form in ihr. Wir erkennen die Hopkins der sogenannten "schrecklichen" Sonetten, zum Beispiel, nicht weil wir sie auf das Leben des Poeten in Dublin beziehen, sondern wegen seines inneren Kampfes mit sich selbst, seiner siegreichen Konfrontation mit Gott.



Dark Lyrics

Whither, 0, whither art thou fled,
My Lord, My Love?

My searches are my daily bread;
Yet never prove.

George Herbert